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Fotografietipps

Ein kleiner Foto-Basic Kurs

Ich habe euch neulich auf Instagram gefragt, welche Fotothemen euch interessieren würden und tatsächlich kam dort ein Wunsch ziemlich häufig: Ein kleiner Basic-Foto-Kurs. Finde ich eine sehr schöne Idee – daher kommen jetzt Step by Step kleine Teile online.

Ziel dieser kleinen Tips: Manuell fotografieren (denn glaubt mir, es ist so viel schöner wenn man es erst einmal raus hat – und ihr kehrt dann sicherlich nicht mehr zum „Automatik-Modus“ zurück).

Die Grundeinstellungen

Grundausstattung ist eine Kamera, bei der man Blende / Verschlusszeit / ISO-Wert manuell anpassen kann. Das vorweg. Inzwischen kann man das aber wirklich bei sehr vielen Kameras.

Blende – was ist das?

Die Blende! Sie bestimmt maßgeblich das Bild in seiner Gestaltung. Denn mit ihr bestimmt ihr die sogenannte Tiefenschärfe des Bildes. Was heißt das: Ihr müsst euch das Motiv als mehrere vertikale Ebenen vorstellen, die parallel zur Kamera verlaufen. Je nach Fokuspunkt und Blende werden eine gewisse „Anzahl“ dieser vertikalen Ebenen scharf dargestellt. Der Rest (davor oder dahinter) „verschwimmt“ in der Unschärfe.

Die meisten von euch kennen dies sicherlich von Portraitfotos. Hier liegt der Fokus auf den Augen und die Ebenen rund um die abgebildete Person werden scharf gestellt. Der Hintergrund (zum Beispiel eine Outdoor-Location) verschwindet in der Unschärfe und wird dadurch etwas „unkenntlich“ gemacht – wodurch sich der Blickwinkel ganz gezielt auf das Gesicht der Person verschiebt.

„Wieviele“ dieser Ebenen nun scharf abgebildet werden liegt an der Einstellung der Blende. Dafür gibt es folgende Regel, die ihr verinnerlichen müsst:

Offene Blende –> geringe Tiefenschärfe (also nur wenig Schärfebereich)
Geschlossene Blende –> hohe Tiefenschärfe (also viel Schärfebereich)

Ich habe mir am Anfang immer die Eselsbrücke gemerkt, dass ich mit „geschlossenen, konzentriert zugekniffenen Augen“ auch Dinge in weiter Ferne noch etwas besser erkennen kann.

Nun kommen wir zu der Kameraeinstellung:

Je kleiner die Blendenzahl, desto offener ist die Blende
Je größer die Blendenzahl, desto geschlossener ist die Blende

Bedeutet:
Blende 4 –> geringe Tiefenschärfe
Blende 16 –> hohe Tiefenschärfe

Neben der Schärfe beeinflusst die Blende natürlich auch noch die Helligkeit des Bildes. Je offener die Blende ist, desto mehr Licht fällt auf den Sensor der Kamera und desto heller wird das Foto.

Die Bildwirkung zwecks Tiefenschärfe ist übrigens auch immer noch ein Zusammenspiel zwischen Abstand zum Motiv und Brennweite. Dies hier aber alles zu verschriftlichen wäre zu „schwierig“ und zu lang. Hier gilt einfach: ausprobieren welche Bildwirkung wie und wann mit dem jeweiligen Objektiv erzielt wird.

ISO – was ist das?

Die ISO Zahl bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Chips/Sensors in der Kamera (früher quasi die Filmempfindlichkeit). Je höher die Zahl, desto empfindlicher ist es und desto heller wird das Foto auch bei dunklen Lichtverhältnissen.

Bedeutet, dass ihr im Inneren und zu Dämmerzeiten eher eine höhere ISO Empfindlichkeit einstellen müsst, als tagsüber und/oder draußen.

Was super praktisch ist – wäre da nicht das Problem des „Rauschens“. Je höher die ISO eingestellt ist, desto „krisseliger“ wird das Bild. Wie stark dieses Rauschen ausfällt, ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich – da müsst ihr quasi austesten wie stark ihr die ISO Zahl hochregeln könnt ohne zu viel Bildverlust zu bekommen.

Je weniger Licht vorhanden, desto höher wird die ISO Zahl eingestellt.

Mit hochwertigen Bearbeitungsprogrammen kann man heutzutage dem Rauschen später etwas entgegenwirken. Je nach Stimmung und Emotion des Bildes (meist bei Schwarzweiß-Fotos), finde ich das Rauschen teilweise aber sogar stilistisch sehr schön.

Die Zeiteinstellung – was ist das?

Die Zeiteinstellung ist das letzte der 3 „großen Einstellungen“. Hier bestimmt ihr quasi die „Schnelligkeit“ der Belichtung. Hier gibt es erstmal kein „richtig“ und kein „falsch“. Ungeübte Hände schaffen es bei 1/125 Sekunde die Kamera stabil aus der Hand zu halten. Bei langsameren Belichtungszeit kann es zu Verwacklungen oder Bewegungsunschärfen kommen.

Bei gewissen Motiven ist es förderlich die Geschwindigkeit noch schneller als 1/125 Sekunde zu stellen. Sport, Kinder und Tiere sind Einstellungen, die ich grundsätzlich eher mit 1/160 oder sogar noch schneller (vor allem bei Sport) fotografiere. Bewegt sich ein Motiv nämlich selber sehr schnell, wird es bei 1/125 Sekunde noch zu Verwacklungen kommen – oder die Schärfe fokussiert nicht flott genug nach.

Fotografieren im manuellen Modus

Nachdem die Begriffe geklärt sind, erläutere ich euch nun noch mein Vorgehen dieser Einstellung.

Portraits:

Ich stelle eigentlich immer erst die Blende ein – denn diese bestimmt einfach die Optik meines Motives. Meistens fotografiere ich Portraits mit einer Blende zwischen 4 und 8. Fokussiert wird immer auf die Augen! So habe ich einen kleinen Bereich vor und hinter den Augen noch scharf – Elemente stark davor oder dahinter beginnen schon unscharf zu werden. Für mich eine tolle Optik um den Fokus wirklich auf den Portraitierten zu legen.

Danach erfolgt die Einstellung der Zeit – je nach Motiv, wie oben beschrieben meist zwischen 1/125 und 1/250.

Je nachdem in welchen Lichtverhältnissen ich nun fotografiere, muss ich die ISO Zahl regulieren. Übrigens stelle ich auch draußen bei guten Lichtverhältnissen immer die Blende zuerst sein. Ist es draußen sehr hell und ich habe die Blende offen (wegen Portraitaufnahme mit gewollter Unschärfe im Hintergrund), dann ist oftmals, trotz geringster ISO Empfindlichkeit das Bild überbelichtet. Dann regulieren ich dies alleine über die Zeit und fotografiere da bei Sonnenschein auch gut und gerne mal mit einer 1/800 oder noch kürzeren Belichtungszeit.

Interior:

Bei Interioraufnahmen möchte ich eigentlich grundsätzlich relativ viel Schärfe haben, wodurch ich mit einer geschlosseneren Blende arbeite (meist um die 13). Es sei denn ich fotografiere Details (Blumenvasen, etc) – dann möchte ich meist den Hintergrund unscharf haben und wähle wieder eine offene Blende.

Da ich bei Aufnahmen von Innenräumen auch kein großes Rauschen durch eine hohe ISO-Zahl haben möchte, stelle ich hier die ISO Zahl niemals höher als 800 ein (hier müsst ihr den Wert so korrigieren, dass er für eure Kamera funktioniert!).

Den Rest regel ich über die Zeiteinstellung. Hier wird es nun eigentlich fast immer zu einer Unterbelichtung kommen (Innenräume, geschlossene Blende und kleine ISO Zahl). Folglich muss ich eine deutlich längere Belichtungszeit wählen als ich aus der Hand halten kann (teilweise belichte ich mehrere Sekunden). Um Verwacklungen zu umgehen, nutze ich daher ein Stativ für die meisten meiner Interioraufnahmen.Tipp:
Bei Interioraufnahmen mache ich grundsätzlich fast alle Lichtquellen im Raum an um die Stimmung des Raumes auch einzufangen!

Hier nun für euch ein paar Beispiele (Portrait und Interior):

Blende: 4,5 / ISO: 400 / Zeit 1/200

Durch die offene Blende beginnt die Unschärfe bereits bereits beim Ohr und die Bettdecke im Vordergrund ist auch unscharf abgebildet. Der scharfe Bereich des Fotos beschränkt sich auf „wenige“ Ebenen um die Augen.

Durch eine schnelle Verschlusszeit von 1/200 Sekunde war ich sicher, das Foto scharf aufnehmen zu können, auch wenn Linus schnelle Bewegungen gemacht hätte. So konnte ich den nachdenklichen Moment schnell festhalten.

Das Bild ist gegen mittag entstanden. Frontal vor Linus befindet sich ein Fenster, wodurch genug Licht einfiel. Daher musste trotz Indoor-Foto und durch den Einsatz einer stark offenen Blende der ISO Wert nicht zu hoch eingestellt werden.

Blende: 3,5 / ISO: 1250 / Zeit: 1/250

Durch die sehr weit geöffnete Blende befindet sich die Schärfe nur auf dem Detail, was ich festhalten wollte. Die Hände meines Mannes, der Linus Füßchen hält. Linus und er sich im Hintergrund zwar erkenntlich, durch die Unschärfe aber in Wichtigkeit und Fokus reduziert.

Da Linus selbstverständlich nie lange still gehalten hat für genau dieses Bild musste eine sehr schnelle Belichtungszeit her – so konnte ich sichergehen genau den Moment einzufrieren, bei dem beide Füße nebeneinander standen.

Die Lichtquelle befand sich rechts von meinem Mann (Fenster) aber im Zimmer war es ziemlich dunkel da das Bild morgen frühs enstanden ist. Daher musste für eine richtige Belichtung der ISO Wert etwas hochgeschraubt werden.


Blende: 5,0 / ISO: 200 / Zeit: 1/1000

Das Bild hat mein Mann an einem sehr sonnigen Tag von Linus und mir (oh Gott schaut wie klein er da noch war) gemacht. Wieder Fokus auf uns, Hintergrund unscharf – daher die Wahl einer offenen Blende.

Da es draußen super hell war, langte die niedrigste ISO Zahl von 200.

Die super schnelle Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde resultierte dann daraus, dass das Bild bei „normaler“ Belichtungszeit überbelichtet wäre.
Blende: 13,0 / ISO: 400 / Zeit: 1/13

Der Blick in den Flur einer Bauhaus-Villa. Alles (von vorn bis hinten) sollte scharf abgebildet werden – daher die Wahl der relativ geschlossenen Blende.

Eine leicht erhöhte ISO Zahl von 400 um nicht zu lange belichten zu müssen, Rauschen aber zu vermeiden.

Eine lange Belichtungszeit von 1/13 Sekunde um das Bild richtig zu belichten.
Blende: 22 / ISO: 200 / Zeit: 4 Sekunden

Komplette Schärfe über den nahen Vordergrund (Stühle) sowie die Bücher ganz weit hinten auf dem Regal war gewünscht.

Eine leicht erhöhte ISO Zahl von 200 um nicht zu lange belichten zu müssen, Rauschen aber zu vermeiden.

Die lange Belichtungszeit von 4 Sekunden um das Bild richtig zu belichten.

Bei Interiorbildern mag ich es übrigens sehr, wenn das statische Interior aufgelockert wird mit „Bewegungen“ von interagierenden Menschen. Da diese durch die lange Belichtungszeit verschwommen dargestellt werden bleibt der Fokus auf dem Interior, das Foto wirkt aber lebendiger.
Blende: 11 / ISO: 400 / Zeit: 6 Sekunden

Viel Schärfe gewünscht, daher die eher geschlossene Blendenwahl.

Eine leicht erhöhte ISO Zahl von 400 um nicht zu lange belichten zu müssen, Rauschen aber zu vermeiden.

Die lange Belichtungszeit von 6 Sekunden um das Bild richtig zu belichten.

Ich hoffe mit meinen kleinen Tips habe ich euch die 3 größten Grundeinstellungen des manuellen Fotografierens etwas näher gebracht. Probiert euch einfach aus! Vieles ist und bleibt Übungssache und manches ist Geschmackssache!

Viel Spaß beim Fotografieren!