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Fotografietipps

Tips & Tricks für schöne Familienfotos

Als Fotografin sind mir Erinnerungen an gewisse Momente besonders wichtig. Ich liebe es, für Andere diese Erlebnisse für die Ewigkeit festzuhalten und wenn es dann zu meiner eigenen Familie kommt, sind mir diese Momente natürlich umso wichtiger.
Natürlich trägt man zigtausend Momente in seinem Herzen. Doch manche treten mit der Zeit in die hintersten Schubladen des Gedächtnisses und beim Betrachten von Fotos öffnen wir diese Erinnerungsschublade wieder und uns fällt oft die gesamte „Geschichte“ zum Bild wieder ein. Genau deswegen ist es mir so wichtig gewisse Situationen festzuhalten – auf Fotos „einzufrieren“ um sie jederzeit wieder aufleben zu lassen.

Fotos von Linus alleine oder mit Familienmitgliedern stellt dabei für mich keine große Herausforderung mehr dar. Kommt es allerdings zu Fotos von uns dreien als Familie, stellt man sich im Alltag natürlich oft die Frage, wie man das nun anstellen soll, wenn gerade niemand zur Hand ist, der A) das Fotos eben mal schießen kann und B) es dann auch noch genau so umsetzen kann wie, ich es mit dem „Profiauge“ haben will.
Im Laufe der Zeit habe ich mir nun also ein paar kleine Tips angeeignet, wie ich unsere Familienbilder umsetze und möchte diese Tips heute mit euch teilen – zusammen mit ein paar allgemeinen Fototricks für Baby- und Portraitaufnahmen.

Ideen sammeln

Natürlich gibt es unzählige Schnappschüsse, die ich tagtäglich schieße und wo ich einfach die Situation festhalte wie sie ist. Bei einigen Fotos habe ich aber eine ganz genau Idee im Kopf bevor ich diese umsetze. Seien es Bilder von Linus oder unsere Familienbilder. Und hier schadet es nicht, sich ein paar Inspirationen zu suchen – ich mache das sehr gerne auf Pinterest. Wenn ihr dort nach Newborn oder Family Photography sucht findet ihr wirklich unzählige Fotoideen.

So ist zum Beispiel auch das Foto mit Linus und seinem Teddy, kuschelnd im Bett entstanden. Schon lange hatte ich ein ähnliches Motiv im Kopf und habe dann den Moment abgewartet als Linus bei uns im Bett morgens gekuschelt hat um dann zu schauen ob die Idee umzusetzen ist. Bei Babys kann man natürlich nicht sagen „jetzt halt mal 3 min still“ – daher muss man einfach schauen was in dem Moment möglich ist und vor allem für wie lange. Erfahrungsgemäß ist nach 10 Minuten spätestens Schluss. Aber wenn man etwas Routine bekommt hat man in den 10 Minuten wirklich schöne Aufnahmen dabei!

Bei der Ideensammlung gibt es übrigens auch „Posingideen“ für Gruppenaufnahmen! Das hilft zum Beispiel um Gruppen schön zu platzieren und auch unsicheren Portraitierten zu helfen, sichere vor der Kamera zu sein.

Licht

Licht ist wohl das wichtigste und unumgänglichste Thema bei der Fotografie. Gute Kameras können zwar heutzutage auch bei niedrigeren Lichtverhältnissen gute Aufnahmen machen, doch erzeugt eine Lichtstimmung auch ein gewisses „Gefühl“ und so kann die gezielte Platzierung eine enorme Wirkung auf das fertige Bild haben.

Ich achte bei meinen Aufnahmen immer darauf, dass sie nahe zu einem Fenster geschehen. Seitlich einfallendes Licht ist z.B. toll, um eine spannende, tiefe Kontrastwirkung zu erreichen. Aber auch Gegenlichtaufnahmen sind traumhaft und erzeugen eine tolle Stimmung.

Hier sieht man, dass das Licht des bodentiefen Fensters die einzige Hauptlichtquelle ist. Durch das leicht seitliche Gegenlicht entsteht ein toller Lichteinfall im Gesicht meines Mannes und eine spannende, kontrastreiche Aufnahme.

Wo ich auch immer drauf achte ist, dass ich bei Möglichkeit das künstliche Licht von Deckenlampen ausmache. Durch sie entstehen oftmals unschöne Farben und Schatten auf Gesichtern). Eine schöne Wandleuchte oder Stehlampe im Hintergrund ist allerdings ein schönes Gestaltungselement in einem Foto und kann zur Stimmung beitragen wenn sie nicht zu sehr im Vordergrund ist.

Wenn ihr also Fotos macht, versucht sie an möglichst hellen Räumen in Nähe eines Fensters zu machen.

Die richtigen Kameraeinstellungen

Durch die enorme Vielzahl an Kameras hat heute eigentlich fast jeder Haushalt die Möglichkeit für relativ kleines Geld eine gute Kamera zu kaufen. Für mich ist der Griff zur Handykamera wirklich ausschließlich für Momente, in denen ich ganz kurz etwas festhalten will um es irgendjemandem zu zeigen. Mir ist bewusst, dass ich hier niemals meinen Anspruch an Qualität befrieden kann, weswegen ich jetzt nur näher auf Kameras eingehe, bei denen die Möglichkeit besteht manuelle Einstellungen vorzunehmen.

Große Blende

Bei fast all meinen Portraitaufnahmen wähle ich eine große Blende. Das hat zwei Gründe: Zum einen fällt durch eine große Blende mehr Licht auf den Filmsensor, so dass wir auch in dunkleren Gegebenheiten hellere Fotos erzielen und die kleine Tiefenschärfe ist für Portraits schöner, da unwichtige Details im Hintergrund unscharf abgebildet werden.

Die meisten meiner Motive werden mit Blende 2.8 oder 3.2 fotografiert.

Schnelle Verschlusszeit

Während wir Erwachsenen durchaus in der Lage sind für einen kurzen Moment „still“ zu halten, ist das bei Babys und Kindern natürlich nicht der Fall. Verwacklungen sind daher vorprogrammiert wenn man nicht die Verschlusszeit anpasst. Ich fotografiere meist mit einer 1/160 Sekunde. So kann ich sichergehen, dass selbst „Rumalber“-Fotos nicht verwackelt sind und kann Bewegungen einfrieren.

Der Tip ist übrigens auch für Tiere super – teils ist da noch eine kürzere Verschlusszeit nötig,

ISO-Zahl

Die ISO-Zahl richtet sich dann danach, wie hell es ist. Ich nehme lieber in Kauf, dass bei hoher ISO Zahl das Rauschen beginnt, als dass ich einen Blitz zur Hand nehme, der die Lichtstimmung kaputt macht. Mit einer späteren Bearbeitung lege ich ohnehin noch ein „Korn“ über meine Fotos, so dass das Rauschen kaum auffällt. Und für mich ist die Emotion eines Fotos wichtiger, als ein eventuelles Rauschen im Bild.

Ein kleiner Tip: Bei rauschigen Bildern funktioniert in meinen Augen ein SW-Look besser als Farbe 😉

Das Foto ist in unserem Urlaub auf Rügen im Morgengrauen entstanden. Die Sonne stand noch nicht hoch und es war noch sehr dunkel im Zimmer. Das Licht kam zudem nur von einer Nachttischlampe hinter mir. Hier hat mein Mann also eine sehr hohe ISO-Zahl wählen müssen um das Motiv einigermaßen hell zu bekommen. Dadurch ist das Foto nicht „klar“ sondern rauschig. Doch die Emotion des Fotos ist festgehalten – unbezahlbar!

Perspektive

Die Perspektive macht enorm viel aus – gerade bei Aufnahmen von Babys. Jede Perspektive drückt beim betrachten ein gewissen Gefühl von „Nähe“ aus. Je nach Perspektive sind wir „mitten dabei“ oder „außenstehender Betrachter“. Gerade bei emotionalen Aufnahmen von Babys finde ich die Perspektive in „Augenhöhe“ besonders schön – auch wenn das bedeutet sich in den unmöglichsten Positionen, auf dem Boden liegenden zu, fotografieren 😀

Aufnahmen von oben mit viel „Umraum“ können zum Beispiel gezielt benutzt werden um Größenunterschiede darzustellen.

Unscharfe Elemente im Vordergrund helfen dabei den Blick noch gezielter auf das Hauptmotiv im Bild zu lenken und erzeugen Spannung.

Links: „Weite“ Perspektive mit Aufsicht um zu zeigen wie klein und „verloren“ Linus in unserem Bett wirkt.
Mitte: „Nahe“ Perspektive auf „Augenhöhe – man ist mitten dabei und fühlt sich, als läge man neben ihm
Rechts: „Heimlich beobachtende“ Perpsektive mit unscharfem Vordergrund – der Blick wird genau auf Linus‘ Gesicht gelenkt.
Auch ein schönes Beispiel für eine Perspektive auf Augenhöhe.
Detailaufnahmen von Händen / Füsschen etc. sind auch wunderschöne Erinnerungen und ergänzen eine „Fotoserie“ sehr schön.

Bei der Perspektive am Besten einfach spielen und verschiedene Varianten ausprobieren! So hat man zum Beispiel auch mit nur „einem Motiv“ eine schöne Bilderserie (wie oben bei „Linus im Bett“).

Selbstauslöserbilder

Kommen wir nun zu den Aufnahmen wie oben angesprochen: Familienbilder ohne die Hilfe eines Dritten!

Zwei Dinge sind hier essentiell wichtig: ein Stativ und ein Funkauslöser!
Auf Zweites kann man natürlich verzichten, doch es können viel schönere Motive entstehen, wenn man nicht stets zur Kamera zurückrennen muss um den Zeitauslöser zu drücken.

Für unsere Familienbildern habe ich stets eigentlich das fertige Bild schon im „Kopf“. Und so positioniere ich alles „schussbereit“. Ich stelle das Stativ, die Kamera und die restlichen Personen so ein, dass das Grundmotiv und die Belichtung stimmen, positioniere mich dann mit ins Motiv und löse mit dem Funkauslöser (den ich im besten Fall gekonnt irgendwo verstecke) aus. So kann ich eine Vielzahl an Fotos hintereinander schießen, wo sich alle immer ein bisschen hin und herbewegen, sich mal anschauen, mal in die Kamera gucken, mal ein Küsschen geben, … Aus den fertigen Bildern suche ich mir dann meine schönsten Motive heraus.

Oben: Finden des richtigen Winkels, der richtigen Belichtung.
Unten: Fotografieren mit Funkauslöser und kleinen Posingwechseln währenddessen.

Ist kein Funkauslöser oder Stativ zur Hand funktioniert es natürlich auch so. Man muss sich dann nur einen geeigneten Ort suchen, wo man die Kamera irgendwo positionieren kann (Stein, Pfahl, o.a.) und jedesmal zwischen den einzelnen Motiven hin- und herlaufen. Es entsteht sicherlich auch ein schönes Foto, allerdings ist der Aufwand größer und die Auswahl vermutlich geringer (es sei denn es macht einem nicht aus 30 mal hin und herzulaufen 😉 ). Auch wirken die Motive in meinen Augen oftmals gestellter, da man versucht die eine Pose zu halten, bis der Auslöser endlich „zugeschlagen“ hat.

Im Urlaub auf Rügen hatten wir weder Stativ noch Funkauslöser mit. Hier steht die Kamera auf einem Mülleimer (ja, alles was die richtige Höhe hat wird von mir umfunktioniert) und ich bin immer zwischen den einzelnen Aufnahmen hin und hergelaufen.

Die Nachbearbeitung

Ich fotografiere alle meine Fotos im RAW Format. Wenn eure Kamera das zulässt und ihr ein geeignetes Bearbeitungsprogramm habt, dann fotografiert IMMER in diesem Format. Gerade bei schwierigen Lichtsituationen wie Dämmerung kann man aus seinen Fotos so noch unfassbar viel „verloren“ gegangene Information herausziehen. JPG ist immer ein bereits leicht angepasstes und komprimiertes Format. Auch hier kann man selbstredend noch Details mit der Bearbeitung herauskitzeln, aber nicht in dem Maß wie es ein RAW Format schafft.

Für den „Look“ meines Bildes (sprich Farbe, Kontrast, Helligkeit, …) nutze ich ausschließlich das Programm Lightroom. Hier habe ich mir bereits Presets (also Voreinstellungen) gesichert, welche aus der Erfahrung her für meine Fotos funktionieren und passe diese dann noch minimal an. Es gibt auch zahlreiche solcher Presets bei Fotografen im Internet zu kaufen. Für all die, die sich nicht mit dem Entwickeln eines solchen Bildlooks befassen wollen und/oder Anfängern ist das eine tolle Möglichkeit!

Auch kleine Pickelchen oder störende Elemente (Fusseln, …) können in Lightroom ganz einfach retuschiert werden. Da ich bei meinen Portraitaufnahmen kaum eine weitere Modifizierung vornehme, reicht mir das Programm eigentlich meist aus.

Hier seht ihr gleich 2 angesprochene Dinge.
1. Fotografieren im RAW Format ermöglicht eine enorme spätere Steigerung der Helligkeit
2. Das Rauschen und „krisselige“ Erscheinungsbild durch die Bearbeitung und der perfekte Look dafür in Schwarzweiß
Lookgestaltung mit mehr Kontrast und Tönung.

Abschließend: Übung macht den Meister

Der Tip ist wohl selbstverständlich! Auch ich habe nicht sofort in dem Stil und mit der Sicherheit fotografiert, wie ich es jetzt tue. Viel Übung ist darin eingeflossen. Am Anfang benötigt man für die „Mittel für ein gutes Foto“ lange um die vom Kopf aufs Foto zu übertragen. Aber je mehr Erfahrung man hat, desto schneller klappt alles. Irgendwann braucht man gar nicht mehr viele Testfotos um die richtige Belichtung zu finden, da man je nach Ausgangslage im Kopf schon die richtigen Einstellungen „findet“.

Also loslegen und ausprobieren! Und ich hoffe meine Tips helfen euch um ein paar schöne Motive einzufangen!